Familie | Erwin von Witzleben

Erwin von Witzleben
„Es ist, als sähe er einem jeden bis ins Herz.“[1]

„Früher waren fast alle Mitglieder unserer Familie mit einem Landbesitz zum mindesten geistig verbunden.“[1] Mit diesem Satz aus der v. Witzleben‘schen Familiengeschichte, lässt sich die Verbindung zwischen Hude und dem Generalfeldmarschall Erwin v. Witzleben am besten beschreiben. Das Ehrenmal, mit dem auf dem Erbbegräbnis der Familie v. Witzleben in Hude des Widerstandskämpfers gedacht wird, zeigt, dass eine solche Verbindung keine Einbahnstraße sein muss.

Job Wilhelm Georg Erdmann Erwin v. Witzleben, 1881 als Sohn einer Soldatenfamilie in Breslau (Heute: Wroclaw/Polen) geboren, gehörte zur Elgersburger Linie der weitverzweigten Familie, die ihren gemeinsamen Ursprung im 11. Jahrhundert in Thüringen hat. Sein Lebenslauf führt ihn in die Kadettenanstalten in Wahlstatt in Schlesien und in Berlin – Lichterfelde. Er setzt mit dem Weg in die Preußische Armee eine Tradition fort, die mit seinem Ururgroßvater Albrecht v. Witzleben, im Dienste Friedrich des Großen begann. Er tritt in die preußische Armee ein, nimmt als Generalstabsoffizier am ersten Weltkrieg teil und wird 1919 als Hauptmann in die Reichswehr übernommen, wo er seine Laufbahn über verschiedene Stationen als Oberbefehlshaber 1. Armee und der Heeresgruppe D bis zum Generalfeldmarschall fortsetzt und am 21. Juli 1944 als „Mitverschwörer“ des Hitlerattentates verhaftet und am 8. August 1944 als ranghöchster Soldat von Roland Freisler angeklagt wird. Die Hinrichtung in Berlin Plötzensee findet noch am selben Tag statt.
Erwin von Witzleben
Was Erwin v. Witzleben ausmacht, lässt sich in einem Zitat von Rüdiger v. Voß zusammenfassen: Eine „(…) Persönlichkeit, die sich auf dem Fundament ihres christlichen Glaubens, ihrem Gewissen und der damit verbundenen letzten Verantwortung stellte und zu dieser bekannte. Der Satz von Hannah Arendt, dass sich unter den Bedingungen des Terrors die meisten Menschen fügen, einige andere aber nicht, findet im Leben Erwin von Witzlebens ein leuchtendes Beispiel.“[1] Erwin v. Witzleben war keiner derjenigen, die den Aufstieg des Nationalsozialismus zuerst bejubelten. 1934, spätestens mit der sogenannten „Nacht der langen Messer“ beginnt Erwin v. Witzleben auch seine Aktivitäten im Widerstand. Seine Stellung nutzt er, um zahlreiche Verbindungen zu knüpfen und ein Widerstandsnetzwerk aufzubauen. Wie sehr er darunter auch gelitten hat, beschreibt Georg von Witzleben in der Biografie  „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“: „Und Witzleben wurde nachgesagt, dass ihm das stundenlange Zusammen sein mit den `Nazigrößen` auf solchen Empfängen fast körperliche Schmerzen bereitete.“[2] Seinen Wahlspruch „Treue ist das Mark der Ehre“ aus der Kadettenzeit hat er damit lebendig werden lassen und seine Treue zu den überlieferten Werten seiner preußischen Tradition, sich gegen den braunen Terror stellend, bewahrt. Hier schließt sich der Kreis, Tradition ist ein Teil des familiären Vermächtnisses, dass auch Erwin v. Witzleben geprägt hat. In diesem Familiengeist, aus dem heraus 1869 der v. Witzleben‘sche Familienverband entstand, wurde 1963 zu Gedenken an Erwin v. Witzleben auf dem Erbbegräbnis der Familie v. Witzleben in Hude eine Steinstele errichtet. Ein letzter Widerspruch gegen die Nazi´s, die nach der Hinrichtung Erwin v. Witzlebens und seiner Verbündeten, durch das verstreuen der Asche, ein Gedenken hatten unmöglich machen wollen.

Text: Michael E.W. Ney

[1] G.v.Witzleben: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“
[2] Hermann Job Wilhelm v. Witzleben: „Geschichte des Geschlechts von Witzleben“
[3] G.v.Witzleben: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“
[4] G.v.Witzleben: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“

Quellen:

  • Georg von Witzleben: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“ – Erwin von Witzleben im Widerstand, Osburg Verlag Hamburg 2013
  • Hermann Job Wilhelm von Witzleben: „Geschichte des Geschlechts von Witzleben“-Band III 1869 – 1963, München  1972
  • Hans Magnus Enzensberger: „Hammerstein oder der Eigensinn“, Suhrkamp Frankfurt/M 2008
  • Stephan Malinowski: „Vom König zum Führer- Deutscher Adel und Nationalsozialismus“, Fscher Taschenbuchverlag Frankfurt / M 2004
  • Hans Mommsen: „Alternative zu Hitler – Studien zur Geschichte des deutschen Widerstandes“, Beck Reihe München 2000
  • Wolfgang Benz / Walter H. Pehle (Hg.): „Lexikon des deutschen Widerstandes“, Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt / M 2001
 
Presseartikel:

Ansprechpartner für den Nachlass von Erwin von Witzleben ist seine Urgroßenkelin Beate Reimer.